Die starken Frauen der Sieben Schlösser und Hamelns
– Großes Wirken im Schatten der Männer

Auch wenn die Geschichtsbücher sie bis heute zumeist verschweigen – ohne sie stünde heute kein Stein mehr auf dem anderen, die Kunst hätte nicht den Stellenwert, den sie hat, und die Familien hätten die Zeiten ohne sie nicht überdauert: die Frauen der Sieben Schlösser und Hamelns.

Anna von Klencke rettete Schloss Hämelschenburg vor der Plünderung und Zerstörung durch die Armeen von Feldherr Tilly. Prinzessin Emma zu Waldeck-Pyrmont  wurde  als  Königin  der  Niederlande  zur  Wegbereiterin einer modernen Monarchie. Glückel Hameln war nicht nur erfolgreiche Geschäftsfrau, sondern hinterließ als erste deutsche Frau eine ausführliche Autobiografie. Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig- Wolfenbüttel gründete den Vorläufer der heutigen Technischen Universität Braunschweig und ist in einem Fürstenberger Porzellan verewigt. Königin Elisabeth Christine von Preußen aus Bevern kümmerte sich mit großem Einsatz um Bedürftige und Arme. Königin Marie von Hannover war auf Schloss Marienburg und im Exil eine große Mäzenin der Kunst. Und Juliane von Hessen-Philippsthal reformierte die Landwirtschaft und das Gesundheitswesen in Bückeburg.

Anna von Klencke – Eine einzelne Frau gegen Tillys Armeen

Die Rettung von Schloss Hämelschenburg vor dem Feind

Sie war 20 Jahre alt, als sie den Herrn von Hämelschenburg, Georg von Klencke, heiratete. Anna von Holle, geboren 1567, wuchs als Halbwaise bei ihrem Onkel Eberhard von Holle, dem Bischof von Lübeck und Verden auf. Er liebte sie innig und ließ ihr nicht nur eine christliche, sondern auch eine fundierte humanistische Bildung zuteil werden. Nach der Hochzeit begann das junge Paar mit dem Bau des reich ornamentierten Schlosses Hämelschenburg. Als ihr Mann 1599 zum Stadthalter von Blankenburg im Harz ernannt wurde, oblag Anna von Klencke die Fortführung der Bautätigkeiten. Unter ihrer Ägide wurde dem Schloss ein Gericht, eine Bibliothek, zwei Wirtschaftshöfe, ein Lustgarten sowie eine Befestigungsanlage hinzugefügt.

Anna von Klencke brachte vierzehn Kinder zur Welt. Zwölf von ihnen waren noch unmündig, als Georg von Klencke 1609 starb. Seine Witwe musste sich fortan nicht nur um die Erziehung und das Wohlbefinden ihrer Kinder kümmern und sogar mit Hilfe des Kaisers einen ihrer Söhne aus den Fängen der römischen Inquisition befreien, sondern auch die Bauarbeiten am Schloss fertigstellen und den großen Betrieb verwalten.

Als 1623, während des 30-jährigen Krieges, die Armeen des Feldherrn Tilly zu Plünderungen anrückten, setzte Anna von Klencke sich kurzentschlossen aufs Pferd und ritt Tilly entgegen. Auf keinen Fall würde sie sich das unter vielen Entbehrungen  Aufgebaute  zerstören   und   plündern   lassen.   Wie   es   ihr tatsächlich gelang, weiß man nicht, doch Anna von Klencke schaffte das Unmögliche: ein Schutzvertrag, den sie mit Tilly aushandelte, verbot es seinen Soldaten unter Androhung der Todesstrafe, das Schloss und die Ländereien zu betreten. Hämelschenburg wurde einzig dank der ungewöhnlichen Courage Anna von Klenckes gerettet.

Kurz vor ihrem Tod verfügte sie, dass jedes Jahr an ihrem Todestag den Witwen der einstigen Gutsarbeiter eine Rente gezahlt wird – eine Tradition, die bis heute fortgeführt wird.

– Anna von Klencke, geb. von Holle (1567 – 1630)

Königin Emma der Niederlande  –  Wegbereiterin einer modernen Monarchie

Von der jugendlichen Braut aus Pyrmont zur beliebten Königin-Mutter

Zur  ersten  Begegnung  der  Ururgroßeltern  des  heutigen  niederländischen Königs Willem-Alexander auf Schloss Pyrmont ist überliefert, dass eine der beiden Schwestern Emmas gesagt haben soll: „Der ist mir zu alt, den will ich nicht.“ Doch Emma selbst soll gesagt haben: „Man kann den armen Mann doch nicht ganz alleine nach Hause gehen lassen!“ Und so kam es, dass die erst
20-jährige Emma zu Waldeck und Pyrmont 1879 den 61-jährigen, verwitweten niederländischen König Willem III. heiratete. Der niederländische Graf Dumonceau bezeichnete die Familie Emmas als „die sympathischste fürstliche Familie, die man je gesehen hat.“ Von Prinzessin Emma sagte er, dass ihr mädchenhaftes Gesicht Klugheit und große Güte ausstrahlte.

Die junge Frau folgte ihrem Mann in das Königreich der Niederlande. 1880 gebar sie eine Tochter, Wilhelmina, die ihrem Vater auf dem Thron folgen sollte, nachdem ihre drei Halbbrüder noch zu Lebzeiten ihres Vaters starben. Als Willem III. 1890 im Alter von 73 Jahren schwer erkrankte, übernahm Königin Emma während seiner letzten Lebenstage die Regentschaft. Zehn Jahre  lang,  bis  zur  Volljährigkeit  der  Kronprinzessin  Wilhelmina,  führte Königin Emma die Regierungsgeschäfte der Niederlande. Eine Verfassungs- reform hatte die Macht des Königshauses bereits zu Willems Lebzeiten eingeschränkt. Anders als ihr verstorbener Gatte stand Königin Emma jedoch der konstitutionellen Monarchie aufgeschlossen gegenüber. So förderte sie die Bestrebungen, dem Parlament mehr Macht einzuräumen und die Monarchie zu erneuern. Auf diese Weise wurde sie zur Wegbereiterin der modernen Niederlande, und das niederländische Königshaus steht dem Schloss Pyrmont bis heute sehr nahe.

– Königin Emma der Niederlande, geb. Prinzessin zu Waldeck-Pyrmont (1858-1934)

Glückel Hameln – erfolgreiche Geschäftsfrau und erste Autobiografin Deutschlands

Als Jüdin in Hameln geächtet, als Händlerin europaweit erfolgreich und doch in Armut gestorben

Hätte sie ihr Leben nicht in sieben Büchern niedergeschrieben, wir wüssten nichts über das Schicksal der Glückel Hameln geb. Pinkerle. Mit nicht einmal zwölf Jahren wurde die Tochter eines Hamburger Diamantenhändlers mit Chajim Hameln verlobt, dem Sohn eines der lediglich zwei Juden, denen es erlaubt war, in der Stadt Hameln zu leben. Mit vierzehn heirateten die beiden, und Glückel zog zur Familie ihres Mannes nach Hameln. Sie war unglücklich dort, beschrieb die Stadt später als einen „lumpigem, unlustigen Ort“. Doch in der Familie ihres Mannes fühlte sie sich aufgehoben und äußerst wohl. Die Frömmigkeit ihrer Schwiegereltern beeindruckte und beeinflusste sie sehr. Bei allem Unbill, der kam, fand sie immer festen Halt in ihrem Glauben.

Und Unbill sollte kommen. Nach einem Jahr zog das junge Ehepaar nach Hamburg, auch wenn das Leben und Arbeiten für Juden dort nicht viel einfacher war. Doch immerhin war die jüdische Gemeinde erheblich größer als in Hameln. Chajim Hameln baute mit Hilfe seiner Frau Glückel einen gut gehenden Handel, zunächst mit Edelsteinen, dann mit Gold auf. Vierzehn Kinder hatten die beiden und führten eine glückliche Ehe. Als Chajim 1689 plötzlich starb, musste Glückel selbst für die acht unmündigen ihrer zwölf überlebenden Kinder sorgen. Sie beschloss, das Geschäft allein weiterzuführen. Ihr Angebot bestand aus Juwelen und Gold, aber auch aus Tuchwaren. Sie gründete gar eine Strumpfwarenmanufaktur und führte erfolgreich Handel von Hamburg über Berlin und Amsterdam bis hin nach Paris. Doch ihr zweiter Ehemann ging bankrott und Glückel so starb mittellos im Haus ihrer Tochter.

Mit 45 Jahren hatte Glückel begonnen, ihre Erinnerungen aufzuschreiben, damit ihre Kinder wussten, aus welcher Familie sie stammten. Es ist die erste ausführliche Autobiografie einer Frau, die die Zeit überdauert hat. Sie schildert darin  das  Leben  des  17.  Jahrhunderts  zwischen  Verfolgung,  Ächtung, Reichtum und Pest auf besonders eindrückliche Weise.

– Glückel Hameln, geb. Pinkerle (1645 oder 1646-1724)

Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel – Königstochter und Universitätsgründerin

Wie die Klugheit einer jungen Frau in Braunschweig und auf Fürstenberg bis heute Folgen hat

Prinzessin Philippine Charlotte, Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. und Lieblingsschwester des Alten Fritz wurde in Potsdam einer harten preußischen Erziehung unterzogen. Einen Ausgleich fand das fröhliche, lebenslustige Mädchen in ihrem Glauben und in der Kunst. Sie liebte die Musik, und sie widmete sich später aktiv der Malerei, um ihren Vater zu beeindrucken. Mit vierzehn Jahren verlobte sie sich und heiratete 1733 den Prinzen Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern. Nur zwei Jahre später wurde ihr Mann mit gerade einmal 22 Jahren regierender Herzog. Ihm kam die preußische Bildung und große Herzenswärme seiner wenn auch noch sehr jungen Frau zugute, die ihn in vielen Dingen klug beriet. Lottine, wie die Prinzessin  genannt  wurde,  bekam  dreizehn  Kinder,  doch  vier  von  ihnen starben schon früh – ein Verlust, den Lottine nur schwer verwand.

Sie widmete sich zeitlebens den Künsten, von der Literatur bis hin zu Musik und  Theater.  Als  sie  den  protestantischen  Theologen  Johann  Friedrich Wilhelm Jerusalem im Jahr 1744 kennenlernte, inspirierte sie diese Begegnung zu der Gründung eines neuen, selbstständigen Bildungsinstitutes. Nur ein Jahr später wurde mit ihrer Hilfe das Collegium Carolinum eröffnet, das schließlich zur heutigen Technischen Universität Braunschweig wurde. Das Collegium und die dahin berufenen Lehrenden trugen dazu bei, dass das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel eine Zeit lang zu einem intellektuellen Zentrum der Aufklärung in Deutschland wurde.

Der Weserdistrict, der heutige Landkreis Holzminden, war zu Lottines Zeit ein sehr strukturschwacher Raum. Ihr Gemahl gründete deshalb 1747 die Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Das blaue Blumendekor, das die Herzogin allen anderen vorgezogen haben soll, trägt bis heute ihren Namen (Lottine) und erinnert damit an eine außergewöhnlich kluge und kunstinteressierte Frau.

– Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. Prinzessin von Preußen (1716-1801)

Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern – Königin von Preußen

Die „notwendigste Person für den Staat, für die Armen und für mich“

Er wird bis heute gefeiert und verehrt, der „Alte Fritz“ – seine Frau hingegen, die Königin von Preußen, übersieht die Öffentlichkeit genauso wie es damals schon ihr Gatte häufig tat. Elisabeth Christine von Braunschweig- Wolfenbüttel-Bevern war kein leichtes Los beschieden. Aufgewachsen in sehr harmonischen  Familienverhältnissen  unter  anderem  auf  Schloss  Bevern, kannte sie es gar nicht anders, als dass sie genauso behandelt wurde wie ihre beiden Brüder Carl und Anton Ulrich. Doch dann wurde sie mit 17 Jahren auf Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelms I. mit seinem Sohn Friedrich vermählt. Friedrich, der so klug, so musisch hoch begabt und interessiert war, war zugleich durch die militärisch-preußische Erziehung seines tyrannischen Vaters stark geprägt. Mit der auferzwungenen, ungeliebten Ehefrau konnte er wenig anfangen. Am preußischen Hof hatte sie einen schweren Stand, sogar der persönliche Kontakt zu ihrer eigenen Familie wurde ihr durch Friedrich untersagt. Einzig Briefe durfte sie ihnen schreiben. Die Ehe der beiden blieb kinderlos.

Die Königin wandte sich den Künsten zu. In der ihr zugewiesenen Sommer- residenz Schloss Schönhausen trug sie eine beachtliche Bibliothek zusammen. Sie verfasste einige Schriften in französischer Sprache, übersetzte, malte und widmete sich der Musik, der Handarbeit und der Pflege des Gartens.

Doch was ihr ein Gedenken über ihren Tod hinaus sicherte, war ihre Arbeit für Bedürftige und für wohltätige Zwecke. Ihr Gatte schien dies immerhin zu würdigen, als er seinen Leibarzt einmal zu ihr beorderte mit den Worten, dass es sich bei Elisabeth Christine um „die teuerste und notwendigste Person für den Staat, für die Armen und für mich“ handele. Dennoch ließ er sie einzig zeremonielle Pflichten in der Öffentlichkeit wahrnehmen und schloss sie ansonsten vom preußischen Hofe aus. Nach seinem Tod übergab sie ihre Pflichten als Regentin an ihre Nachfolgerin, Königin Friederike Luise, nahm jedoch auch weiterhin öffentliche Aufgaben wahr. König Friedrich Wilhelm II pflegte ein enges Verhältnis zu ihr.

– Elisabeth Christine Königin von Preußen, geb. von Braunschweig- Wolfenbüttel-Bevern (1715-1797)

Marie von Sachsen-Altenburg – die letzte Königin von Hannover als Mäzenin der Kunst

Von  der  Gründung  der  Henrietten-Stiftung  und  vom  Leben  abseits  der Hofschranzen auf Schloss Marienburg

Es kam nicht häufig vor, dass europäische Königspaare repräsentative Veranstaltungen mieden und dadurch gesellschaftliche Isolation, ja, sogar politische Nachteile in Kauf nahmen, um ein bescheidenes Leben, angereichert durch Kunst und Kultur, zu führen. Doch der letzte König von Hannover, Georg V., und seine Frau Marie taten genau dies.

Marie von Sachsen-Altenburg wuchs in Thüringen in einem der kleinsten Herzogtümer  Deutschlands  als  älteste  von  sechs  Schwestern  auf.  Noch während ihrer Jugend starben zwei ihrer Schwestern. Mit 21 Jahren lernte sie schließlich auf der Nordseeinsel Norderney den Kronprinzen Georg von Hannover kennen und lieben.

Ihre Hochzeit im Jahr 1843 wurde recht prunkvoll über fünf volle Tage lang gefeiert. Nach den Festlichkeiten folgte der Umzug nach Hannover, wo nicht nur die drei Kinder zur Welt kamen. Georg und Marie machten hier auch sehr zum Missfallen des Königs und der Hofschranzen aus ihrer gegenseitigen Zuneigung kein Hehl. Ihnen lag das höfische Protokoll wenig, Kronprinzessin Marie stillte gar ihre Kinder selbst, anstatt sie einer Amme zu übergeben. Das Volk liebte die beiden jedoch und war beglückt von ihrer Bürgernähe. Besonders Maries großzügiges Engagement für wohltätige Zwecke wurde hoch geachtet.  Mit  dem  Erbe  ihrer  Großmutter  Henriette  von  Württemberg gründete sie schließlich 1860 die hannoversche Henrietten-Stiftung, die bis heute besteht.

Ihre Wohltätigkeit dehnte Marie auch auf die Künste aus. Sie und ihr Mann luden jede Woche zu Konzerten ins Schloss Herrenhausen, und Hannover wurde zu einem Zentrum musikalischen Lebens in Deutschland. Die Kronprinzessin, selbst mit einer tiefen Altstimme gesegnet, unterstützte diverse Künstlerinnen finanziell, insbesondere die Sopranistin Asminde Ubrich aus Hildesheim.

Als Georg nach dem Tode seines Vaters König von Hannover wurde, setzten die beiden ihr Engagement für die Künste weiter fort. Dies gipfelte zunächst in dem Bau des Schlosses Marienburg, auf dem es in der kurzen Zeit, die sie es bewohnen konnten, zahlreiche Konzerte und andere Kunst gab. Als König Georg die eindringliche Bitte seiner Frau überhörte, zugunsten des Sohnes abzudanken, um den Thron nicht an Preußen zu verlieren, musste die Familie ins Exil gehen.

Im österreichischen Gmunden schließlich blieben sie ihrer Liebe zur Musik treu  und  begrüßten  in  den  wesentlich  bescheideneren  Verhältnissen  noch immer Künstler wie den Geigenvirtuosen Joseph Joachim und den Komponisten Johannes Brahms.

– Königin Marie von Hannover, geb. von Sachsen-Altenburg (1818-1907)

Juliane Fürstin zu Schaumburg-Lippe – Reformatorin der Landwirtschaft und des Gesundheitswesens

Wie eine junge Witwe in kurzer Zeit nicht nur auf Schloss Bückeburg große Veränderungen bewirkte

Ohne ihren Einsatz hätte es vielleicht nie eine Pockenschutzimpfung gegeben, keine Alleen in Bückeburg und keine kostenlose Verteilung von Schulbüchern. Sieben Jahren war sie mit dem 38 Jahre älteren Grafen Philipp Ernst zu Schaumburg-Lippe verheiratet. Als er plötzlich starb, musste die erst 26-jährige Juliane von Hessen-Philippsthal kaum vier Tage später Schloss und Stadt Bückeburg  sowie  die  Regentschaft  ihres  Sohnes,  des  Erbgrafen,  gegen hessische Infanterieregimenter verteidigen. Dank ihrer schnellen Reaktion, den Kaiser  sowie  den  König  von  Preußen  um  Hilfe  zu  bitten,  zog  sich  das hessische Militär nach zwei Monaten zurück, und Juliane konnte wieder nach Hause zurückkehren.

In den folgenden zwölf Jahren übernahm sie die Regierung in Vormundschaft für ihren erst dreijährigen Sohn. Unter ihrer Ägide stiegen die Erträge der fürstlichen Güter und Forsten beachtlich, sie nahm den Bauern einige Lasten, sie gründete den Kurort (Bad) Eilsen und ließ zahlreiche Chausseen und Alleen anlegen. Juliane stellte Gelder bereit, um neue Volksschulen und Stellen für Lehrer zu schaffen. Und sie unterstützte die neuartige Impfung gegen Pocken, indem sie selbst mit ihrem Sohn nach Lausanne reiste, um ihn dort impfen zu lassen. Doch nicht nur das, sie ließ einen Gesundheitskatechismus kostenlos in Schulen verteilen, der sogar in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Ihr persönliches Interesse galt den schönen Künsten, besonders der Musik. Der Ruf der Bückeburger Hofcapelle unter Leitung von Johann Christoph Friedrich Bach, einem Sohn Johann Sebastian Bachs, wuchs dank Julianes Förderung weit über Bückeburgs Grenzen hinaus. Die Fürstin spielte selbst in Theaterstücken mit, und vor allem lernte sie bei Bach Cembalo zu spielen und brachte es darin zu großer Meisterschaft. Juliane konnte ihr Werk nicht vollenden – sie starb mit nur 38 Jahren an den Folgen einer schweren Erkältung.

– Juliane Fürstin zu Schaumburg-Lippe, geb. von Hessen-Philippsthal (1761-1799)

Starke, emanzipierte Frauen – Von der Geschichtsschreibung übersehen

Die starken Frauen der Sieben Schlösser und Hamelns haben zu Lebzeiten zahllose Dinge bewirkt, die bis in die heutige Zeit hineinstrahlen. Sie retteten ihre Schlösser vor Plünderung und Brandschatzung, waren tüchtige Geschäftsfrauen und Regentinnen, förderten die Künste, halfen Bedürftigen und sicherten die Erbfolgen der alten Familien. Ihre Hinterlassenschaften sind zahlreich und außergewöhnlich – und werden dennoch bis heute von der Geschichtsschreibung übersehen.

So haben es sich die Sieben Schlösser und Hameln zur Aufgabe gemacht, ihre Frauen immer wieder in besonderer Weise zu würdigen. Sie sind in öffentlich zugänglichen Gemälden und Dokumenten genauso präsent wie in den Führungen durch die Schlösser und der Stadt Hameln. Und eine von ihnen hat uns  sogar  ihre  ausführliche und  hoch  interessante Lebensgeschichte hinterlassen – als erste Frau Deutschlands.

Weitere Informationen zu den Sieben Schlössern im Leine- und Weserbergland und Hameln sowie ihren aktuellen Ausstellungen und Terminen finden Sie auf der Website www.sieben-schloesser.de.

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