Die Sieben Schlösser im Weserbergland erzählen von ihren prominentesten Besuchern aus alten und neuen Zeiten
August 2020 – Schlösser sind nicht nur überwältigend schöne Symbole von gesellschaftlicher Stellung und Macht in alten Zeiten. Sie waren und sind bis heute immer auch Treffpunkte ganz außergewöhnlicher und bedeutender Menschen. Könnten Schlossmauern sprechen, würden wir Tausende spannender Geschichten erfahren: wer mit wem heimlich paktierte, wer wen zu einem Friedensschluss überredete, wer sich mit wem schrecklich langweilte oder wer sich in wen verliebte. Es gab und gibt Staatsbesuche genauso wie private, manche haben etwas hinterlassen, andere sind durch diese Begegnung geprägt oder zu hohen Ehren gekommen. Auch die Sieben Schlösser können von so manchem VIP-Besuch berichten.
Der niederländische König als „armer Mann“ auf Schloss Pyrmont
Als Schloss Pyrmont noch von der fürstlichen Familie von Waldeck bewohnt wurde, begab sich etwas, dessen Folgen bis heute sichtbar sind. Prinzessin Emma war das vierte von sieben Kindern der Prinzessin Helene von Nassau und des Fürsten Georg Viktor von Waldeck und Pyrmont. An jenem Schicksalstag war sie gerade einmal zwanzig Jahre alt, als ein Besucher in seiner Kutsche auf dem Schlosshof vorfuhr. Emma stand mit zweien ihrer Schwestern neugierig am Fenster, denn sie wussten bereits, dass dieser Mann, ein Witwer ohne legitime Nachfahren, noch einmal auf Brautschau war. Eine der Schwestern war bereits versprochen, und die andere meinte, dieser Herr sei ihr viel zu alt.
Doch Emma sah den 60-Jährigen aus seiner Kutsche steigen und sagte, so ist es überliefert: „Man kann den armen Mann doch nicht ganz alleine nach Hause gehen lassen.“
Dieser „arme Mann“ war kein geringerer als König Wilhelm III. der Niederlande. Und die Prinzessin hielt Wort: Am 7. Januar 1879 heiratete sie den wesentlich älteren König. Sie nahm ihre neue Rolle sehr ernst. Schon kurz nach ihrer Verlobung erlernte sie die niederländische Sprache. Als der König starb, wurde die gemeinsame Tochter Wilhelmina im Alter von nur zehn Jahren zur offiziellen Regentin der Niederlande. Bis zu ihrer Volljährigkeit übernahm ihre Mutter Emma die Pflichten der Königin.
Sie war eine hoch respektierte, engagierte Regentin, die posthum mit einem überlebensgroßen Monument in Den Haag geehrt wurde. In die Mauern des Monuments sind die Worte „Koningin Emma – Moeder des Vaderlands“ (Königin Emma – Mutter des Vaterlands“) eingemeißelt. Noch heute zeigen sich die Gesichtszüge Emmas in ihren Nachkommen, dem heutigen König Willem-Alexander und seinen Töchtern. Und all das begann mit einem Besucher auf Schloss Pyrmont.
Frank-Walter Steinmeier und die alten Steine von Corvey
Es war der größte Moment des Schlosses Corvey in seiner neueren Geschichte. Im Schlossgarten war eine große Bühne aufgebaut, die Ehrengäste und viele Schaulustige waren gekommen, um mit Viktor IV. Herzog von Ratibor und Corvey diesen einzigartigen Tag im Schloss zu feiern.
Das Schloss, Ende des 17. Jahrhunderts erbaut, beherbergte einst ein Benediktinerkloster. Heute, nach vielen An-und Umbauten sowie der Säkularisierung und dem Übergang an das Haus Ratibor, befindet sich dort, neben zahlreichen barocken Prunk-und Wohnräumen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, auch eine einzigartige, 75.000 Bände umfassende Bibliothek. Dies sowie das aus karolingischer Zeit stammende Westwerk und die barocken „Neubauten“ bilden zusammen eine bedeutende Einheit, die weltweit ihresgleichen sucht. Die Einzigartigkeit, Authentizität und Unversehrtheit des Westwerks führten folglich 2014 dazu, dass das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey in die Liste der UNESCO Welterbestätten aufgenommen wurden.
Und so kam es, dass sich am 26. Juni 2015 neben der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auch der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schlossgarten von Corvey einfanden. In einer feierlichen Zeremonie übergab Steinmeier unter großem Applaus die Urkunde der UNESCO für den Eintrag des Weltkulturerbes an den Herzog von Ratibor. „Ganz Deutschland darf heute stolz sein“, sagte er, der selbst nur wenige Kilometer vom Schloss entfernt aufgewachsen ist und es schon seit seiner Kindheit kennt. Heute erinnert die Welterbeplakette vor dem Karolingischen Westwerk an diesen großen Tag.
Jenny von Droste zu Hülshoff im rauchenden Schloss Fürstenberg
Sie war die wichtigste Vertraute einer der bedeutendsten Dichterinnen Deutschlands, und ihr haben wir einige der „Grimms Märchen“ zu verdanken: Jenny von Droste zu Hülshoff. Als ältere Schwester unterstützte sie Annette von Droste-Hülshoff, die ihr einmal schrieb: „Wen soll es denn interessieren und freuen, wenn es Dich nicht freut …“ Die beiden stammten aus Münster und hatten das Glück, in eine Familie hineingeboren zu sein, der die Bildung von Frauen wichtig war. So erhielten die Schwestern eine sehr gute literarische und musikalische Bildung. In Jenny fand Annette eine wichtige Unterstützerin, mit der sie ihre Werke und deren Rezeption besprechen konnte.
Beide Schwestern reisten gerne an die Weser, denn ihre Tante „Dorly“, die Schwester ihrer Mutter, lebte dort. Dorothea von Haxthausen war mit Philipp von Wolff-Metternich verheiratet. Ihnen gehörte Schloss Wehrden, von dem aus die Schwestern einen freien Blick hinauf auf das Schloss Fürstenberg auf der anderen Weserseite hatten. Annette beschrieb es in einem ihrer Texte einst als „das rauchende Schloss“, wie es von ihrem Lieblingsturm in Wehrden, heute „Droste-Turm“ genannt, erschien. Mindestens ein Besuch Jennys auf dem Schloss mit seiner Porzellanmanufaktur ist verbrieft. Sie hielt diesen Ausflug im September 1815 in knappen Details in ihrem Tagebuch fest, mitsamt einer Aufzählung ihrer Käufe. Denn Sie erstand damals eine Reihe von Porzellanbüsten berühmter Dichter für ihre Schwester: von Goethe, Shakespeare und Platon sowie der bedeutendsten Lyrikerin der Antike, Sappho – Inspirationen für die Arbeit Annettes.
König Hussein nicht ohne Vorkoster auf Schloss Bückeburg
Ein König, der bereits mehrere Attentate überlebt hat, ist – wer will es ihm verdenken – besonders vorsichtig. Als auf Schloss Bückeburg im November 1978 ein Festbankett zu Ehren des Staatsbesuches von König Hussein und seiner Frau, Königin Nur von Jordanien, gegeben wurde, waren die Vorsichtsmaßnahmen natürlich enorm.
Das Land Niedersachsen hatte nach einem geeigneten Ort für dieses besondere Bankett gesucht. Der damalige Ministerpräsident Ernst Albrecht, Vater der ersten weiblichen Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, kannte Schloss Bückeburg gut. Er war mit Philipp Ernst und Benita zu Schaumburg-Lippe eng befreundet und wusste, dass dieses Schloss alle Voraussetzungen für ein glanzvolles und sicheres Bankett erfüllte.
Und so wurde nun das Schlosspersonal mehrfach auf Herz und Nieren überprüft, Kanaldeckel wurden verschweißt -und Polizeitaucher suchten den Schlossgraben ab, um sicherzustellen, dass aus keiner Richtung Gefahr für König und Königin drohte. Und als das Königspaar mitsamt den Gastgebern und allerlei Honoratioren unter den hell erleuchteten Lüstern im Großen Festsaal Platz nahm, standen noch dazu mehrere Vorkoster bereit. Sie gewährleisteten, dass auch von den dampfenden Porzellantellern, die am Tisch gereicht wurden, keine Gefahr drohte. Die aufwändigen Vorbereitungen hatten ihren Zweck erfüllt: Niemand kam zu Schaden, nicht das Königspaar, und zum Glück auch nicht die Vorkoster.
General Rogers, das Reh und Schloss Hämelschenburg
Einen hochrangigen Besuch der ganz anderen Art erlebte die Familie von Klencke im Jahr 1982. Schlossherr Lippold von Klencke hatte Anfang der 1970er Jahre an der renommierten britischen Universität Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft studiert. Als Alumnus war er später der Deutschen Oxford Society beigetreten, die eine schöne Tradition pflegt: ein Dinner, zu dem sich ehemalige Studierende jedes Jahr an einem anderen Ort wiedersehen. Im Jahr 1982 richtete das Schloss Hämelschenburg dieses Dinner aus. Die Familie von Klencke durfte dabei einen ganz besonderen Gast beherbergen, einen General der US-Armee, der nicht nur die gleichen Fächer wie der Schlossherr studiert hatte. Er war auch einer der wichtigsten Generäle in der Zeit des Kalten Kriegs in Europa: General Bernard William Rogers, Oberkommandierender des strategischen NATO-Kommandos Europa.
Lippold von Klencke war erstaunt über Rogers’ ziviles, höfliches und interessiertes Auftreten. Und er erinnert sich besonders an ein kurioses Gespräch mit Rogers während des Essens. Der erfahrene General, zu diesem Zeitpunkt bereits über 60 Jahre alt, gestand nun seinem überraschten Gastgeber nach einem Blick auf die zahlreichen Geweihe an den Wänden des Speisesaals, dass er es kurz zuvor auf einer Jagd in Bayern nicht hatte über sich bringen können, auf ein Reh zu schießen, das ihn direkt angeblickt hatte. Es war wohl gut, dass ausgerechnet dieser General im Kalten Krieg eine Menge zu sagen hatte.
Schloss Bevern, Königin Elisabeth und ein familiärer „Lockdown“
Von einer Kuriosität kann auch das Weserrenaissance Schloss Bevern berichten. Man möchte ja meinen, wenn ein Mensch „Bevern“ heißt, dass er auch einmal in Bevern war und das Schloss zumindest besichtigt hat. So würden das die meisten von uns heute machen. Doch im 18. Jahrhundert war das Reisen gar nicht selbstverständlich, erst recht nicht für Frauen.
So kam es auch, dass jene beiden europäischen Königinnen, die aus dem Geschlecht derer von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern hervorgingen, nie die Schönheiten des Weserrenaissance Schlosses Bevern erleben durften. Während ihr Bruder Carl die Porzellanmanufaktur Fürstenberg gründete, heirateten Elisabeth Christine und Juliane Marie in europäische Königshäuser ein. Juliane wurde die zweite Frau des Königs von Dänemark, und ihre ältere Schwester Elisabeth Christine heiratete 1733 den Kronprinzen und späteren König von Preußen Friedrich II.
Was sich nach einem glanzvollen „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ anhören mag, brachte extrem harte Zeiten mit sich, die man heute wohl erst durch die corona-bedingten Einschränkungen so richtig nachvollziehen kann. Elisabeth war in einem harmonischen Familienumfeld aufgewachsen und innerhalb der 15-köpfigen Geschwisterschar immer als gleichrangig neben den Brüdern behandelt worden. Doch ab ihrer Heirat war ihr der persönliche Kontakt zu ihrer Familie untersagt. Schriftverkehr durfte sie führen, doch Besuche – auch in Bevern – waren ihr nicht erlaubt. So kam es, dass Bevern zwar eine Königin von Preußen hervorbrachte, diese jedoch das Weserrenaissance Schloss niemals sehen durfte.
Schloss Münchhausen, Zar Peter und die Ananas
Weit östlich von der Grenze zu Preußen lebte der berühmteste Gast von Schloss Schwöbber, heute Schlosshotel Münchhausen. Und er hatte einen ganz besonderen Wunsch, der ihn nach Schwöbber brachte. Zar Peter der Große, der Modernisierer Russlands, hatte ein großes Interesse an Gärten und Pflanzen. In dem weitgereisten Botaniker Otto von Münchhausen hatte er den perfekten Ansprechpartner gefunden. Münchhausen besaß damals die größte europäische Sammlung exotischer Pflanzen, und Zar Peter wollte diese besichtigen.
Die Pferde seiner vierspännigen Kutsche lenkte der Zar selbst und preschte an einem Sommertag im Jahre 1716 in vollem Galopp, so wird berichtet, auf das Schloss Schwöbber zu. Eigentlich befand sich der Zar zu einer Kur in Bad Pyrmont, doch ein passives Leben war seine Sache nicht. Er wollte Neues lernen und an seinem Petersburger Hof umsetzen. So ließ er sich nun durch Münchhausens Gewächshäuser mit Bäumen voller Orangen, Kaffeebohnen, Datteln, Feigen, Pomeranzen, Zitronen, Limonen und vielerlei mehr führen. Er notierte sich die Namen und Details zu allen Pflanzen.
Eine aber hatte es ihm besonders angetan. In zwei Treibhäusern, die halb in den Boden gelassen waren, fand er, was er suchte. Hier züchtete Otto von Münchhausen die „wohlschmeckendste aller Früchte“: die Ananas, über die Zar Peter einfach alles wissen wollte. An diesen denkwürdigen Besuch und die Begeisterung des Zaren für diese süße Frucht erinnert bis heute der „Ananaspavillon“ im Schlosspark -im Übrigen seit 1750 der früheste Landschaftsgarten nach englischem Vorbild in Kontinentaleuropa. Er steht den Gästen des Schlosshotel Münchhausen als Oase der Entspannung zur Verfügung.
Ein Hauch von Ewigkeit umweht jedes der Sieben Schlösser – so grandios waren und sind sie, so kunstfertig und so zeitlos gebaut. Auch wenn sich die Zeiten, die Gesellschaft und die politischen Gegebenheiten ändern: Diese Schlösser werden auch in ferner Zukunft repräsentativ für jahrhundertealte Kultur, für Würde und Schönheit stehen. Und wer weiß, von welchen weiteren berühmten Gästen sie dann noch erzählen werden.
Auch wenn die Fahrt durch das sommerliche Weserbergland ihren besonderen Reiz hat, so dürfte es wohl kaum jemand schaffen, alle Sieben Schlösser an einem Tag zu besuchen. Doch bereits ab dem Besuch eines zweiten Schlosses kann man von einer 20%-ige Ermäßigung auf die Eintrittspreise der folgenden Schlösser profitieren, sofern man die Sieben Schlösser-Broschüre mit dem ersten Stempel an der Kasse vorlegt. Dieser Rabatt gilt während des ganzen Jahres.
Weitere Informationen zu den Sieben Schlössern im Weserbergland und in Hameln sowie zu Veranstaltungen und Ausstellungen finden Sie hier:
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